Die Coronavirus-Epidemie stellt die Reisebranche vor besondere Herausforderungen. Besonders gegen Kreuzfahrten, bei denen viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, gab es Vorbehalte. Die Reedereien ergriffen Maßnahmen, um das Vertrauen der Reisenden zu gewinnen. Deutlich verschärfte Richtlinien bei der Einschiffung, sowie ein strenges Gesundheits- und Hygienemanagement sollten den Passagieren eine erlebnisreiche Kreuzfahrt ermöglichen. Aber wie die letzten Tage gezeigt haben, mussten schließlich auch die Kreuzfahrt-Anbieter aufgeben und den Betrieb ihrer Schiffe einstellen. Einer nach dem anderen. Der folgende Überblick über den Umgang der Reedereien mit dem Covid-19-Virus basiert auf Mitteilungen der jeweiligen Unternehmen. Am Ende des Artikels findest du Informationen zu diversen Medienberichten. (Stand vom 17. März 2020)
Hinweis: Die Lage kann sich jeden Tag ändern. Bitte informiere dich auch auf der Homepage der jeweiligen Reedereien. Oft verweigern Häfen Kreuzfahrtschiffen das Anlegen.
MSC Kreuzfahrten
Die italienische Reederei verweigert Reisenden, die in den vergangenen 14 Tagen in den am meisten betroffenen Ländern zu Besuch waren, den Zugang zum Schiff. Darüber hinaus schließt die Reederei Passagiere mit grippeähnlichen Krankheitssymptomen aus. Zu den Symptomen zählen über 37,5 °C Fieber, Husten, Schüttelfrost oder Atembeschwerden. Außerdem dürfen die Gäste in den letzten 14 Tagen keinen Kontakt zu Personen mit einer festgestellten oder vermuteten Corona-Infektion haben. MSC Cruises führt vor der Einschiffung entsprechende Kontrollen der Reisenden durch.
Während der Kreuzfahrt erfolgt in den Häfen eine Untersuchung auf Fiebersymptome mittels Wärmekamera. Auf den Schiffen finden intensive Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen statt. Bereiche, die Reisende häufig nutzen, werden regelmäßig desinfiziert. Darunter fallen Handläufe, Knöpfe der Aufzüge oder Türgriffe. Darüber hinaus erinnern die Besatzungsmitglieder die Reisenden regelmäßig daran, die Hände zu waschen und zu desinfizieren.
Muss MSC aufgrund der Situation eine Kreuzfahrt absagen, erhalten Gäste einen Gutschein in Höhe des Wertes ihrer abgesagten Kreuzfahrt. Er gilt für Abfahrten bis Ende 2021. Darüber hinaus erhalten Gäste ein Bordguthaben für die neu gebuchte Kreuzfahrt. Für Kreuzfahrten, die bis 30. Juni beginnen, gewährt die Reederei großzügige Umbuchungsangebote. Bei Kreuzfahrten ohne Flugpaket sind Umbuchungen bis 48 Stunden vor der Abfahrt kostenfrei möglich. Bei Reisen inklusive Flug kann bis 96 Stunden vor Abfahrt eine kostenfreie Umbuchung erfolgen. Ausgenommen sind allerdings mögliche Stornogebühren für Flüge. Für Neubuchungen mit Beginn bis Ende November gilt eine geringere Anzahlung von lediglich 50 Euro. Bei einem späteren Storno erhebt MSC bis 21 Tage vor der Reise nur diese 50 Euro als Storno-Pauschale.
Abgesagte Kreuzfahrten
- In den Emiraten muss aufgrund einer von den örtlichen Behörden verhängten Reiseeinschränkung die Kreuzfahrten von MSC Bellissima und MSC Lirica ab dem 14. März, einschließlich der Grand Voyages von MSC Bellissima am 21. März und MSC Lirica am 18. April abgesagt werden
- Im Mittelmeerraum sind aufgrund der von der italienischen Regierung ausgerufenen landesweiten Quarantäne das Ein- und Ausschiffen sowie der Transit durch das Land vorerst nicht möglich. Daher musste MSC die Route von MSC Grandiosa anpassen und alle Kreuzfahrten von MSC Opera vom 10. März bis einschließlich 21. April absagen.
- Kreuzfahrten ab/bis USA: Die Einreise in die USA ist für die meisten Ausländer, die sich in den letzten 14 Tagen vor ihrer geplanten Reise in die Vereinigten Staaten in bestimmten europäischen Ländern aufgehalten haben, untersagt. Zu diesen Ländern gehören unter anderem Österreich, Deutschland und die Schweiz. Dies gilt nicht für Personen, die sich mit einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung bereits seit Längerem in den USA aufhalten sowie unmittelbare Familienmitglieder von US-Bürgern. Diese Beschränkung wird voraussichtlich mindestens 30 Tage lang gelten.
➡ Eine Übersicht der Routenänderungen sowie alle anderen notwendigen Änderungen und Anpassungen stellt MSC als PDF bereit.
AIDA beendet Reisesaison bis April
Als Reiseveranstalter und Arbeitgeber tragen wir eine große Verantwortung gegenüber unseren Gästen und Crewmitgliedern. Deshalb haben wir heute schweren Herzens die Entscheidung getroffen, die AIDA Reisesaison vorübergehend bis Anfang April 2020 zu unterbrechen.
schreibt AIDA auf ihrer Homepage.
Auch AIDA schließt Gäste aus, die innerhalb der letzten 14 Tage vor Reisebeginn eines der am meisten vom Virus betroffenen Länder besuchten. Gleiches betrifft Reisende, die Kontakt zu Personen hatten, welche sich in diesen Gebieten aufhielten. Ein Kontakt zu Personen, bei denen eine Infektion vermutet oder diagnostiziert wurde, führt ebenfalls zum Ausschluss von der Kreuzfahrt. Von allen volljährigen Reisenden verlangt AIDA eine Gesundheitserklärung. Gäste und Besatzung müssen sich einer Untersuchung auf Fiebersymptome unterziehen. Personen mit Fieber, Atembeschwerden, Husten oder Schüttelfrost werden einem Gesundheitsscheck unterzogen.
An Bord erfolgen verstärkte Reinigungsmaßnahmen. Die Reederei bittet die Passagiere regelmäßig die Hände zu waschen. Dafür stellt AIDA Desinfektionsständer für die Hände zur Verfügung. In den Häfen erfolgen verstärkt medizinische Kontrollen.
Einmalig dürfen Gäste eine Kreuzfahrt kostenfrei umbuchen. Dies muss allerdings bis 60 Tage vor Reisebeginn erfolgen.
Costa Crociere stellt Betrieb der Schiffe ein
Die weltweite Gesundheitssituation erfordert außregewöhnliche Maßnahmen, um den Schutz der Gesundheit der Menschen weltweit sicherzustellen.
Wir habe zum ersten Mal in 70 Jahren beschlossen, den Betrieb unserer Schiffe einzustellen. Wir wollen wieder mit Ihnen in See stechen, sobald dieser Ausnahmezustand vorbei ist.
Die italienische Reederei schließt Reisende aus, die in den letzten 14 Tagen Risikogebiete besuchten. Auch Reisende mit Fieber, Husten oder Atembeschwerden müssen mit der Verweigerung der Teilnahme an der Kreuzfahrt rechen. In italienischen Häfen bietet Costa keine Ausflüge an. Alle Reisenden müssen vor der Einschiffung einen medizinischen Fragebogen ausfüllen. Vor dem Betreten des Schiffes erfolgt ein Temperatur-Screening. Bei einer Körpertemperatur von mehr als 37,5 °C verwehrt die Besatzung den Zugang zum Schiff.
An Bord verlässt sich Costa auf die strengen Hygieneprotokolle und die Verwendung von Desinfektionsmitteln. Weitere Vorsichtsmaßnahmen verspricht die Reederei für den Fall, dass es die Umstände erfordern. Zeigt ein Gast an Bord plötzliche Symptome, erfolgt nach eingehender Untersuchung die Isolation des Kranken. Je nach Notwendigkeit informiert der Bordarzt die zuständige Gesundheitsbehörde. Wenn Costa einen Reisenden aus gesundheitlichen Gründen von der Kreuzfahrt ausschließt, erstattet die Reederei den Reisepreis. Dies beinhaltet auch die Erstattung der Rückreisekosten.
Aufgrund der Situation in Italien änderte Costa Crociere den Fahrplan für mehrere Schiffe.
TUI Cruises – Mein Schiff stellt den Betrieb ein
Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2 beenden vorzeitig Ihre Karibik- und Mittelamerika-Saison. Die Rückreise der Gäste, die aktuell an Bord sind, wird derzeit organisiert. Alle nachfolgenden Kreuzfahrten in der Karibik und Mittelamerika, sowie die Überfahrten Richtung Europa fallen aus.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation im Mittelmeer-Raum, insbesondere in Spanien fallen außerdem die Reisen mit den Kanarischen Inseln und die Überfahrt von Dubai bis Kreta aus.
Die Reederei kann aktuell weitgehend ihren Fahrplan durchführen. Sie weist darauf hin, dass Einschränkungen durch die Behörden häufig kurzfristig und willkürlich entstehen. Auch TUI Cruises hat zusätzliche Präventionsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ergriffen. Die Reederei erlaubt es Reisenden einmalig kostenfrei umzubuchen, wenn dies mindestens 50 Tage vor Reisebeginn erfolgt. Stornierungen gestattet TUI Cruises nur im Rahmen der allgemeinen Geschäftsbedingungen. Ein Verbot von Massenveranstaltungen von mehr 1.000 Teilnehmern trifft nach Ansicht des Unternehmens auf Kreuzfahrten nicht zu. Es handle sich um eine Reiseform und nicht um eine Veranstaltung.
Auch bei TUI Cruises dürfen Reisende, die in den letzten 14 Tagen in Risikogebieten weilten nicht an Bord gehen. Dies gilt auch für Reisende, die zu infizierten Personen Kontakt hatten. Bei der Reinigung des Schiffes ergriff TUI Cruises zusätzliche Maßnahmen.
Kreuzfahrt und Corona im Spiegel der Medien
Die Reedereien geben gaben sich große Mühe, Vertrauen für die Sicherheit von Kreuzfahrten zu schaffen. Zumindest schrieben diese das auf ihren Internetseiten. In den Medien überwiegen jedoch die skeptischen Beiträge: Die „Welt“ sieht in Kreuzfahrtschiffen „schwimmende Quarantäne-Fallen“ und beobachtet eine Verschärfung von Reisebedingungen. Laut „Berliner Morgenpost“ warnen die USA vor Reisen mit Kreuzfahrtschiffen. In einem sehr ausführlichen Artikel empfiehlt die „Süddeutsche Zeitung“ unter anderem, dass Kreuzfahrt-Interessierte vor einer Reisebuchung einen Arzt konsultieren, um Vorerkrankungen auszuschließen. Einen sehr sachlichen, informativen Artikel lieferte der „Spiegel“.
Bericht über Costa Luminosa im ORF
Ganz aktuell brachte die Zib2 mit Armin Wolf am 16. März einen Bericht über die Costa Luminosa (zum Nachsehen hier in der TVThek) im Atlantik, in dem sich auch Passagiere aus Österreich befinden – auf dem Weg von Florida nach Venedig. Schon am 8. März seien zwei positiv bestätigte Italiener von Bord gegangen, erst am 14. März wurden alle Passagiere darüber informiert. Nun müssen diese in der Kabine bleiben. Besonders ein schlimmer Zustand, für Passagiere, die nur eine Innenkabine haben. Noch bis Donnerstag ist die Costa Luminosa nach Marseille unterwegs. Dort sollen alle Nicht-Italienischen Passagiere vorzeitig das Schiff verlassen. Unklar ist, wie die österreichischen Passagiere an dem Tag wieder nach Österreich zurück kommen können.